Was treibt Michael Schinko & Gerhard Lengauer an? Ein E-Auto-Erfahrungsbericht.

Geht es nach Gerhard Lengauer, steht das E in E-Autos neben Elektro auch für Erfolg.
Der Firmengründer Michael Schinko und der Geschäftsführer Gerhard Lengauer bei der hauseigenen Stromtankstelle.

Geht es nach Gerhard Lengauer, steht das E in E-Autos neben Elektro auch für Erfolg. Seit Sommer 2019 nutzt der Schinko-Geschäftsführer nun einen Nissan Leaf als einziges Firmenauto – und zieht nach einem Jahr intensiver Nutzung eine positive Bilanz. Nicht nur bezüglich Nachhaltigkeit, sondern auch in Hinsicht auf Zweckmäßigkeit und Fahrtkomfort. „Voll praxistauglich, mit Ausnahme von Fahrten ins Ausland“, urteilt Lengauer. „Passau ist bei Ladestationen bereits eine andere Welt.“ Hingegen sei das von öffentlichen und privaten Anbietern geknüpfte Netz innerhalb Österreichs mittlerweile gut ausgebaut. Wobei es dem unkomplizierten Reisen dient, sich vor Fahrtantritt bzw. generell mit Ladekarten großer, überregionaler Anbieter auszustatten.

80 % Ladung in 60 Minuten
Was Lenaguer zusätzlich zum Umstieg angespornt hat: die ökologische, soziale und ökonomische Gesamtbilanz seines Modells. Die Batteriekapazität seines Nissan Leaf beträgt 63 kWh. Womit der Aktionsradius bei voller Ladung im Sommer bei über 350 km liegt, im Winter sind es immer noch 250 km. Die tatsächliche Reichweite ist von einwirkenden Faktoren wie Außentemperatur und Fahrgeschwindigkeit abhängig. Situationen, wo der aktuelle Ladestatus und die Strecke zur nächsten Ladestation knifflig gewesen wären, hat Lengauer in den letzten zwölf Monaten nicht ein einziges Mal erlebt. Dank der Möglichkeit des Schnellladens sind auch annähernd leere Batterien unterwegs in 60 Minuten wieder zu 80 % geladen. Und was das E-Auto im Winter an Reichweite einbüßt, gibt es mit einem raschen Tauen eisbeschlagener Fenster an Komfort zurück. Nur die fehlende Kupplung für den Anhänger bemängelt der Schinko-Geschäftsführer. Eine solche würde den Nissan für den privaten Einsatz zusätzlich attraktiver machen.

82.000 Kilometer in sechs Jahren
Mehr Fahrkilometer als Lengauer hat Michael Schinko im E-Auto zurückgelegt. Rund 82.000 km in den vergangenen sechs Jahren. So lange nutzt der im strategischen Bereich präsente Gründer und Namensgeber des Unternehmens bereits ein E-Auto. Damals wie heute aus nachhaltigen Gründen, und damals wie heute einen BMW i3. Wenngleich seit Mai 2019 nun ein neueres, über höhere Speicherkapazität verfügendes Modell. Bei der Anschaffung des ersten E-Autos war Michael Schinko noch vorsichtig. Ein Range Extender, ein kleiner Benzinmotor als Zusatzfeature, sollte die unterwegs zur Neige gehende Batterie notfalls aufladen können. Gebraucht hat Schinko diesen Einbau in all den Jahren aber nur ein- bis zweimal. Bereut hat er diese Extraausgabe für einen schweren, überflüssigen Bauteil oft. Das Herz eines passionierten Gehäusebauers schlägt eben in allen Belangen für Effizienz.

Doppelte Kapazität, doppelte Reichweite
Mit dem neuen BMW i3 ist das ohnehin kein Thema mehr. Der hat mit 44 kWh von Haus aus eine doppelte Batteriekapazität gegenüber dem Vorgängermodell. Und Schinko ist lieber auf sämtlichen Kurzstrecken damit unterwegs. Die mögliche Reichweite von 260 km reizt er nie aus. „Die Performance“, sagt er, „ist ausgezeichnet! Ich fahre wirklich sehr gerne mit dem i3.“ Im Sinne (vor-)gelebter Nachhaltigkeit möchte Schinko in den kommenden Jahren den Fahrzeugpool des Unternehmens sukzessive in Richtung E-Autos verändern. Stehen Nachrüstungen an, wird auf E-Mobilität umgestellt. Sechs der acht Firmenfahrzeuge sollen am Ende elektrobetrieben sein. Für längere Wegstrecken sieht Schinko jedoch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor weiterhin als unerlässlich an. Die Ladesituation sei ungleich besser als früher und die Stationen über GPS auch leicht zu eruieren, dennoch sei die Zeit dafür – auch bei Schnellladern – unterwegs zu hoch, bzw. seien die Kapazitäten zu begrenzt. Er selbst hat zu Hause eine Ladestation, im Unternehmen gibt es dafür fünf durch eigene Photovoltaik-Anlagen gespeiste Lademöglichkeiten.

Ein Blick in die Zukunft
„Damit die Zukunft allein der E-Mobilität gehört, müsste sich der Stromnetzaufbau enorm verändern. Das ist aus heutiger Sicht schwer vorstellbar“, schränkt Schinko ein. Durch den hohen Anteil an Wasserkraft bei der österreichischen Energieversorgung wäre eine Ladezeit zwischen 23 Uhr und fünf Uhr morgens ideal. Wenn der Bedarf am niedrigsten ist und in Österreich Überkapazitäten entstehen. Man könnte die E-Autos im also so einstellen, dass sie genau in diesem Zeitraum geladen werden. Diese Vision sieht Schinko aber noch nicht im allgemeinen Denken verankert. „Insofern glaube ich, dass eine parallele Nutzung wahrscheinlicher ist. Es wird drei verschiedene Antriebe geben: Elektro- für Kurzfahrten und die Stadt, Verbrennungsmotoren und Wasserstoffantriebe für die Landstrecken.“ Überzeugt ist Schinko, dass es bei Verbrennungsmotoren bereits mittelfristig in Städten zu Fahrverboten kommen wird. Insofern sieht er die Ausrichtung des internen Fahrzeugpools und die selbst betriebenen Ladestationen als zukunftsweisend an. „Wir sind ein nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen. Mit der Betonung auf wirtschaften. Das heißt, ökologische und soziale Motive stehen bei uns im Einklang mit dem ökonomischen Erfolg.“ Alle drei Säulen der Nachhaltigkeit seien gleich wichtig, dann ist das Prinzip auch wirtschaftlich tragfähig.

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